Das „Weiße Album“ der Beatles liegt neu remastert vor. Ergänzt um die „Esher Demos“ und Studio-Outtakes können Beatles Fans in der Deluxe-Box auf über 100 Titel zurückgreifen. Plaste sagt: Stop! und macht aus dem opulenten Werk eine knackige Einzel-LP.
Grundsätzlich ist gar nichts gegen das „White Album“ als Doppel-LP zusagen. Die Fab Four gastierten vor den Aufnahmen beim Maharishi Mahesh Yogi., übten sich in transzedentaler Meditation und schrieben abseits des üblichen Beatles Zirkusses einige ihre besten Songs. Den Aufnahmen merkt man auch 50 Jahre später die Spielfreude und die eine Befreiung,die klassischen Beatles-Ketten gesprengt zu haben, an. Die Kehrseite der Medaille: Auf der Doppel-LP finden sich eben auch einige Stücke wieder, die eher über Single B-Seiten Qualität verfügen. Das natürlich auf hohem Niveau, wir sprechen ja von den Beatles und nicht von PUR.
Ein Jahrzehnt auf den Punkt gebracht. Fast.
Das „The Beatles“ Album hätte sich zum Magnum Opus der Band und zur Quintessenz der 60er Jahren entwickeln können. Ein Blitzlicht und eine Abrechnung mit diesem verrückten Jahrzehnt zwischen Bürgerrechtsbewegung, Hippietum, kaltem/ heißen Krieg und Pop Art. Versehen mit dem besten Cover des Jahrzehnt, von der besten Band der 60er. Ein Referenzalbum von dem ambitionierte Jungsbands noch bis ins Jahr 2048 zehren könnten. Lennons böse Abrechnung mit den Revoluzzertum (Revolution). Harrisons Kritik am Klassensystem in England (Piggies) und Pauls wunderbar verspulter Folk (Blackbird). Aber dazu hätten die Vier das tun müssen, was sie bisher immer getan haben, nämlich auf George Martin zu hören.
„Ich war wirklich der Ansicht, dass viele der Songs nicht veröffentlicht werden sollten, und das habe ich ihnen auch gesagt. Ich sagte: ‚Ich will kein Doppelalbum. Ich denke, ihr solltet lieber auf ein paar Stücke verzichten, euch auf die wirklich guten konzentrieren und ein wirklich tolles Album machen. Lasst uns das Ganze auf 14 bis 16 Titel reduzieren und uns auf die konzentrieren.“ George Martin/ Produzent
Pop-Art Künstler Richard Hamilton gestaltet das Cover, das in seinem Minimalismus nicht zu toppen ist und per se seinen Platz in den Museen der Welt einfordert. Ein komplett weißes Cover mit einem schlichten Prägung des Bandnamens und fortlaufender Nummerierung.
Eine Reflektionsfläche und zugleich monolitithisches Statement gegen den psychedelischen Zeitgeist. Statt einer Gruppenaufnahme in opulentem LSD Ambiente auf dem Cover finden sich in dem Inner Sleeve vier Fotografien von John Kelly. Aus den vier Jungs aus Liverpool sind erwachsene Persönlichkeiten geworden.
Soweit so gut – wenn nur nie Sache mit Obla-di-oblada nicht wäre. Plaste präsentiert euch deshalb hier und jetzt das „Weiße Album“ als Single LP.
Das Weiße Album der Plaste Mix
Seite 1
While My Guitar Gentley Weeps
Happiness Is A Warm Gun
Julia
Dear Prudence
I’m So Tired
Blackbird
Revolution No. 1
Seite 2
Revolution
Sexy Sadie
Helter Skelter
Across the Universe
Back in the U.S.S.R.
Mother Natures Son
Birthday
Good Night
Welche Songs fliegen raus
Revolution No. 9 darf gern auf einer Lennon/Ono Platte erscheinen. Fürs weiße Album ist das Ding zu unispiriert. McCarthney Counterpart hierzu „Obla-di-oblada“ na ja, darüber ist schon viel geschrieben worden. Ringo Star gab während der Aufnahmen die beleidigte Leberwurst und stieg kurzzeitig aus. Sowas tut man nicht, wenn man ein Beatle ist. Das gehört sich nicht, deshalb gibt es keine Tracks mit Ringos Gesang auf dem Album.
Ansonsten der gesamte Konsenskram, der drauf blieb weil sich die Beatles nicht auf die Füsse treten wollten. Sie hatten Spaß an der Sache, das geht in Ordnung. Aus ihren lustigen Anzügen waren sie jedoch längst rausgewachsen. Die Rest Songs eignen sich jedoch immer noch hervorragend für ihre Solo-Alben in den 70ern oder den „Yellow Submarine“ Soundtrack.
Welche bleiben
Ganz wichtig: Yoko Ono bleibt. John Lennon schrieb inspiriert von seiner Fluxus-Muse seine reifsten Songs für dieses Album. Da kann man erwarten, dass die anderen drei es mit der Dame auch mal einen Weile aushalten Und es bleiben alle die Songs auf dem Album, die 2018 genau so großartig funktionieren wie 50 Jahr zuvor. Das sind vor allem Lennons Songs, die er in Rishikesh komponierte: Happiness ist a warm gun. Julia, die warmherzige Ballade, die er seine Mutter widmete oder Sexy Sadie, gemeint ist hier der Yogi himself. Helter Skelter, Pauls Versuch lauter als die Who zu sein. Und natürlich auch die Harrison/Clapton Coop „While my Guitar Gently Weeps„, die das Album im Plaste Mix eröffnet.
Welche kommen neu dazu.
Revolution erschien bereits im Februar als B-Seite von Hey Jude. Dieser Proto-Punk Track macht sich gut als Counterpart zur Akustikversion Revolution No. 1 und gibt dem Album zusammen mit Helter Skelter ordentlich Dampf. Across the Universe war das Ergebnis der ersten Jams zum Albums und wurde im Rahmen der „Get Back“ Sessions nochmals aufgenommen. Phil Spector hat das Ding mit Chören aufgepimpt und zum Schwanengesang der Beatles auf Let it Be instrumentaliert. Plaste sagt nein, der Songs gehört in seiner runterstrippten Version aufs weiße Album.
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